Jahresbericht 2020 der Stiftung "Haus der kleinen Forscher"
Im Jahr 2020 haben wir alle erlebt, welche Stärken wir Menschen benötigen um umsichtig, verantwortungsvoll und zukunftsgewandt Entscheidungen zu fällen: als Entscheidungstragende im Großen, als einzelne Menschen beruflich und privat im Kleinen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass MINT-Kompetenzen gerade in Krisenzeiten besonders wichtig sind. Damit Mädchen und Jungen stark für die Zukunft werden und ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln entwickeln, bildet die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kita, Hort und Grundschule fort. Sie engagiert sich für gute frühe MINT-Bildung, verbessert Bildungschancen und fördert das Interesse am MINT-Bereich.
Veränderung gestalten, um Zukunft zu entwickeln
Wie viele andere befindet sich auch die Stiftung in einem Transformationsprozess hin zu mehr Digitalisierung, der durch die Corona-Pandemie ebenso überraschend wie enorm beschleunigt wurde. Die Stiftung hat neue Formen der Fortbildung erprobt, innerhalb kürzester Zeit Präsenz- in Digitalformate umgewandelt. Die Begleitung und Qualifizierung der Netzwerkpartner in den Regionen erfolgte fast vollständig digital. Große externe und kleine interne Veranstaltungen fanden im Netz statt.

Die Stiftung hat innerhalb weniger Wochen Prozesse und Arbeitsweisen erfolgreich digital umgestellt. Genau wie die Kinder beim Entdecken und Forschen probierte sie aus, was funktionierte und was nicht. Sie machte bestimmt auch Fehler dabei, aber sie lernte – und ging mutig neue Wege.
Über diese und viele weitere Themen gibt der Jahresbericht 2020 Auskunft – viel Spaß beim Lesen!
Die Zukunft im Blick
Die Welt, in der Mädchen und Jungen heute aufwachsen, ist völlig anders als die ihrer Eltern oder Großeltern. Digitalisierung, globale Klimakrise und demografischer Wandel sind nur einige der aktuellen Herausforderungen. Kinder müssen lernen, diesen Herausforderungen souverän zu begegnen. Bildungseinrichtungen stehen in der Pflicht, Mädchen und Jungen für eine Zukunft stark zu machen, die geprägt ist von technischem, ökologischem und sozialem Wandel.
Die OECD formuliert in ihrem „Lernkompass 2030“ Kerneigenschaften, die die Menschen dazu befähigen, sich in dieser Zukunft zurechtzufinden. Kompetenzen helfen ihnen dabei, Neues zu schaffen, Spannungen oder Dilemmata in Einklang zu bringen und Verantwortung zu übernehmen. Um diese Stärken aufzubauen, brauchen Menschen fachliche Voraussetzungen. Das sind Dinge, die Kinder früh lernen: Lesen, Schreiben, Rechnen, Digitalverständnis und Sozialkompetenz. Außerdem benötigen sie Fähigkeiten wie Kreativität, Kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation.
MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung fördert diese Zukunftskompetenzen. Sie macht die naturwissenschaftlich-technischen Zusammenhänge für Kinder erfahr- und begreifbar. Aber sie zielt auch darauf ab, dass sich Mädchen und Jungen die Welt ganzheitlich erschließen und das Gelernte auf der Grundlage einer Wertebasis anwenden können (vgl. pädagogischer Ansatz der Stiftung).
Im Jahr eins der Corona-Pandemie wurde sehr deutlich, wie wichtig MINT-Bildung und Zukunftskompetenzen sind, um verantwortungsvoll im Kleinen wie im Großen Entscheidungen zu treffen, die das Leben vieler Menschen beeinflussen. Auch die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ hat 2020 an vielen Stellen Veränderungen gestaltet und hatte dabei ihre Zukunft im Blick.
So bereitete sie den Weg für die institutionelle Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ab Januar 2021. Damit ist ihr einzigartiges und innovatives Fortbildungsangebot nun langfristig gesichert. Auch im Stiftungsrat gab es Veränderungen durch den Wechsel von Partnern. Ihre internationale Arbeit hat die Stiftung neu aufgestellt und einen stetigen Austausch zwischen weltweit führenden MINT-Bildungsakteuren in einem „Peer-Dialog“ konzipiert, von dem Stiftung und Partnerorganisationen profitieren.
Das haben wir seit 2006 erreicht:
- ca. 82.000 pädagogische Fach-und Lehrkräfte aus über 33.400 Kitas, Horten und Grundschulen haben seit Gründung der Stiftung am Fortbildungsprogramm teilgenommen, ca. 2,8 Mio Kinder besuchen die teilnehmenden Einrichtungen
- rund 5.700 Kitas, Horte und Grundschulen erhielten das Zertifikat „Haus der kleinen Forscher“
Zukunftskompetenzen stärken in
herausfordernden Zeiten
Gut 37.000 neue Registrierungen auf der digitalen Lernplattform Campus, 60 Online-Lernangebote mehr als ursprünglich geplant, knapp 88.700 versandte Teilnahmebescheinigungen – dies sind die Zahlen eines Jahres, in dem alles anders war. Aufgrund der Schließung von Bildungseinrichtungen durch die Corona-Pandemie stieg die Zahl derjenigen, die sich digital fortbilden wollten, rapide an. Die Stiftung startete systematisch ab März 2020 in die Digitalisierung ihres Bildungsangebots. Und sie entwickelte neue Bildungsangebote: „MINT geht digital“, „Magnetismus – unsichtbare Kräfte entdecken“ sowie „Konsum umdenken – entdecken, spielen, selber machen“.
Pädagogische Fach- und Lehrkräfte bilden sich beim „Haus der kleinen Forscher“ in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie zu Themen nachhaltiger Entwicklung weiter. Durch den Besuch von Präsenz- oder Online-Fortbildungen der Bildungsinitiative steigen ihre Fachkenntnisse und pädagogischen Kompetenzen (siehe auch Externe Studie und Längsschnittbefragung 2019). Sie setzen das Gelernte im Alltag in Kita und Grundschule um – mit dem Ziel die Zukunftskompetenzen der Kinder zu stärken. Diese lernen selbstbestimmt zu denken und verantwortungsvoll zu handeln und werden so stark gemacht für die Zukunft.
In einer zunehmend digitalisierten Welt sollten digitales und analoges Entdecken und Forschen miteinander verzahnt werden – im Sinne pädagogischer Methodenvielfalt und um Kinder auf dem Weg zu digitaler Mündigkeit zu unterstützen.
Für Lehrkräfte an der Grundschule entwickelte die Stiftung eine App zu „Strom und Energie“, förderte mit dem neuen Kindermagazin „echt jetzt?“ das forschende Lernen und Lesen im Unterricht und entwickelte eine Fortbildung zu informatischer Bildung. Mit zwei weiteren Projekten stärkte sie Kitas als Bildungsorte. So unterstützte sie mit ihren Angeboten einerseits pädagogische Fachkräfte sowie Kita-Leitungen dabei, das entdeckende und forschende Lernen dauerhaft in ihrer täglichen Arbeit zu verankern. Andererseits beantwortete sie die Frage, inwiefern Einrichtungen Prozesse aus der Organisationsentwicklung für ihre eigene Entwicklung als Bildungsorganisation nutzen können.
Das haben wir 2020 erreicht:
- 31.848 neue Registrierungen auf der digitalen Lernplattform Campus
- 88.688 ausgestellte Teilnahmebescheinigungen (2019: 1.603)
- 60.000 Grundschulkinder hielten das neue Kindermagazin „echt jetzt?“ in ihren Händen
- 93 Kitas nutzen das zweijährige Modellprogramm „KiQ“ zum entdeckend-forschenden Lernen im Kita-Alltag
Verbreitung der Angebote
Mission Possible: digital, regional, nah
Das Partnernetzwerk zur Verbreitung der Angebote trägt auch in herausfordernden Zeiten. Das zeigte das Jahr 2020, in dem bundesweit zahllose Präsenzfortbildungen und Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Viele Koordinatorinnen und Koordinatoren der Netzwerkpartner hielten auf sehr kreative Weise den Kontakt zu Kitas, Horten und Grundschulen aufrecht und informierten sie über das „Haus der kleinen Forscher“.
Die Stiftung ist Teil einer bundesweit dezentral aufgestellten Bildungsinitiative. Ein Netzwerk von mehr als 200 lokalen Partnern ermöglicht es, die Bildungsangebote Kitas, Horten und Grundschulen in ganz Deutschland zur Verfügung zu stellen. Vor Ort bewerben und organisieren Netzwerkpartner mit eigenen Ressourcen Fortbildungen. Sie gestalten regionale Aktivitäten und vorsorgen so pädagogische Fach- und Lehrkräfte mit fachlichen Impulsen. Zudem gewinnen sie weitere Förderer, Freunde und Unterstützer für die Idee des „Hauses der kleinen Forscher“ in ihren Netzwerken.
Die Stiftung begleitete und qualifizierte ihre Netzwerkpartner während der Corona-Pandemie flexibel nach der veränderten Bedarfslage. Denn das Ziel der Bildungsinitiative bleibt natürlich dasselbe auch in schwierigen Zeiten: Die Inhalte und die Haltung für gute frühe MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung werden bundesweit in Kitas, Horten und Grundschulen gelebt. So leistet die Stiftung ihren Beitrag zur Bildung für das 21. Jahrhundert (vgl. Wirkungen des Bildungsangebotes auf Einrichtungen am Beispiel von BNE-Fortbildungen im Monitoringbericht, S. 36ff.).
Das haben wir 2020 erreicht:
Die Qualifizierungsangebote der Stiftung stehen folgenden Bildungseinrichtungen in Deutschland zur Verfügung:
- 91% aller Kitas (46.100 Kitas)
- 86 % aller Horte (3.300 Horte)
- 76 % aller Grundschulen (11.800 Grundschulen)
Mit einer Zertifizierung können Bildungseinrichtungen ganz offiziell ein "Haus der kleinen Forscher" werden. 2020 überreichten Netzwerkpartner 1.049 Plaketten an Kitas, Horte und Grundschulen, 296 von ihnen wurden zum ersten Mal zertifiziert (2019: 977, davon 233 erstmals).
Die Qualifizierungsangebote der Stiftung stehen folgenden Bildungseinrichtungen in Deutschland zur Verfügung (Stand 31.12.2020):
Mit einer Zertifizierung können Bildungseinrichtungen ganz offiziell ein "Haus der kleinen Forscher" werden:
Wirksame Kommunikation
Flexibel kommunizieren in wechselhaften Zeiten
Die Bildungsinitiative „Haus der kleinen Forscher“ wird mit ihrem Angebot zu guter früher MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung als kompetent und richtungsweisend wahrgenommen. Über Veranstaltungen, bundesweite Aktionen, Publikationen, Websites und soziale Medien gibt sie einen Einblick, wie gute frühe Bildung in der Praxis aussieht – in der Gegenwart und in der Zukunft.
In einem Jahr drastischer Veränderungen des beruflichen und privaten Lebens durch die Corona-Pandemie reagierte die Stiftung auf die veränderten Kommunikationsbedingungen flexibel und wirksam mit neuen und innovativen digitalen Angeboten. Etablierte Kampagnen wie den „Tag der kleinen Forscher“ und den Kita-Wettbewerb "Forschergeist" verlegte die Stiftung erfolgreich ins Netz. Und nicht zuletzt über die sozialen Medien als wichtigem Verbreitungsinstrument erreichte sie eine hohe Sichtbarkeit.
Interaktion und Kommunikation nahmen auf allen digitalen Kanälen erheblich zu. Um 30 Prozent stiegen allein im ersten Halbjahr 2020 die Besuche der Websites der Stiftung. Mehr als 20-mal so viele Personen registrierten sich auf der digitalen Lernplattform Campus im Vergleich zu einem regulären Monat. Die zahlreichen zusätzlichen Bildungsangebote kommunizierte die Stiftung effektiv über ihre digitalen Kanäle.
Das „Haus der kleinen Forscher“ gestaltete 2020 zudem aktiv bildungspolitische Diskussionen mit. Als größte Frühbildungsinitiative Deutschlands bot es Orientierung und formte öffentlich den Diskurs zu früher MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Das haben wir 2020 erreicht:
- Die Besuchszahlen auf den Websites der Stiftung erreichten einen neuen Höchststand: 930.517 Besuche auf der Stiftungs-Website im ersten Halbjahr 2020 (rund 30% Zuwachs)
- Zuwachs an Personen und Institutionen, die der Stiftung auf den Social-Media-Kanälen folgen: + 1.630 auf Instagram, + 1.058 auf Facebook, + 647 auf Twitter und + 1.100 für den Newsletter.
- 651 Kitas bewarben sich mit ihren MINT-Projekten für den Kita-Wettbewerb „Forschergeist 2020“
- knapp 110 Personen aus der Politik unterstützten den "Tag der kleinen Forscher"
Wie wirkt, was wir tun
Langfristig forschen für langfristige Effekte
Als lernende Organisation misst die Stiftung kontinuierlich ihre Ergebnisse und untersucht ihre Arbeit mit langfristig angelegter Begleitforschung. Forschende verschiedener Disziplinen evaluieren die Wirkung der Bildungsangebote und legen das fachliche Fundament für neue Konzepte und Themenschwerpunkte. Denn das Ziel des „Hauses der kleinen Forscher“ ist es, in Zukunft noch besser zu werden und noch mehr über die Bedingungen wirksamer Angebote zu verstehen.
Die Bildungsangebote der Stiftung führen – das zeigen aktuelle Studienergebnisse – dazu, dass pädagogische Fach- und Lehrkräfte gemeinsam mit den Kindern einen motivierenden Start in die MINT-Bildung erleben und vorhandene Vorbehalte gegenüber diesen Disziplinen deutlichen abbauen.
Das Entdecken und Forschen gehört immer mehr zum Alltag der Mädchen und Jungen. Es ist zu beobachten, dass die Kinder deutlich kompetenter sind und sich stärker für MINT-Themen interessieren.
Die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte sowie Trainerinnen und Trainer akzeptieren die Bildungsangebote und -ziele der Stiftung stark und identifizieren sich mit ihnen (vgl. Ergebnisse).
Seit 2018 führt die Stiftung auch eine langfristig angelegte Längsschnittuntersuchung zur Professionalisierung in der frühen MINT-Bildung durch. Dazu befragt sie die Teilnehmenden ihrer Bildungsangebote. Wie wirkt sich die Teilnahme auf die Kompetenzen und Einstellungen der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte aus?
Das haben wir 2020 erreicht:
- 52 Befragungen (Fragebogen/Interviews) mit über 24.000 pädagogischen Fach-, Lehr- und Leitungskräften
- 7 Fachtreffen mit insgesamt 82 externen Expertinnen und Experten zur Fachfundierung der Stiftungsangebote
Organisation + Finanzen
Organisationentwicklung und
Stiftungsmanagement
An dieser Stelle informiert die Stiftung über ihre Organisationsstruktur, ihre Einnahmen und Ausgaben sowie die Herkunft und Verwendung ihrer finanziellen Mittel.
Die Prozesse, die das "Haus der kleinen Forscher" als Organisation beschäftigt haben, standen 2020 natürlich ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Von einem Tag auf den anderen stellte die Stiftung Mitte März auf Remote-Arbeiten um. Schnell eingeführte digitale Tools wie Zoom, Miro und Slack ermöglichten eine Zusammenarbeit auf Distanz. So konnten die Mitarbeitenden trotz Pandemie-Situation ihre alltäglichen Arbeitsabläufe umsetzen, stark nachgefragte digitale Fortbildungen konzipieren und komplexe digitale Veranstaltungen organisieren.
Gezeigt hat sich eines in der Krise: Mit seiner Offenheit für lebenslanges Lernen und seinem Mut Neues auszuprobieren wuchs das „Haus der kleinen Forscher“ an den krisenbedingten Herausforderungen.